Roberto Pereira Guimarães, Ph.D.
Professor für die Entwicklung Lateinamerikas und Umweltmanagement
Getulio Vargas Foundation, Rio de Janeiro
Universidade Estadual de Campinas, São Paulo
Born in 1951 in Rio de Janeiro
Studied Public Administration at the Brazilian School of Public Administration of the Getulio Vargas Foundation and Political cience at the University of Connecticut
Arbeitsvorhaben
Die elementaren Grundlagen für eine Umweltethik: Voraussetzungen für eine nachhaltige Welt
An adequate understanding of the current challenges facing humankind at the crossroads of two coupled societal processes - the increasing, yet asymmetric globalization and the profound, mostly untamed global environmental changes - requires revisiting classical social thought and well-established concepts. The fact that the combined consequences of globalization and of global environmental change threaten the very livelihood of individuals and of entire communities, and impacts negatively on their social and human rights, brings the traditional discourse on ethics to the forefront of the debate once again. As many have aptly noted, these two interconnected phenomena call into question the very foundations of civilized life under the patterns inaugurated by the Agricultural Revolution about ten thousand years ago. There are plenty of indications that global change has brought to the limit this so-called "pattern of civilization" (i.e., the incorporation of nature into human culture and productive activities), which threatens the human security of peoples in every corner of the world. The emergence and worldwide acceptance of the need for sustainable development attests to this fact and calls for a wide range of changes, from the conceptual to the policy level.To embrace an ethical understanding of global environmental change has deep conceptual implications and may call for the foundation of a different brand of social sciences, a new Economics, a new Political Science, and a new Sociology, as even Nobel laureates have suggested. Building upon the seminal contributions of Clive Lewis, particularly in his classic The Abolition of Man, this project advances the hypothesis that, similarly to the "primary colors" suggested by Lewis, Ethics also has "primary" components. Even though ethical approaches to human security and environmental change may vary among different cultures, I believe there are "primary" foundations of ethics that are universal, intrinsic to human nature, and thus not culturally bounded. I intend to explore this avenue, propose conceptual and research avenues for the social sciences, and indicate the policy implications of "primary ethics" for addressing environmental change and human security.
Recommended Reading
Guimarães, Roberto P. "Report of the World Social Situation 2005: The Inequality Predicament." United Nations Department of Economic and Social Affairs, A/60/117/Rev.1, ST/ESA/299, New York, 25 August 2005.
-. "Waiting for Godot: Sustainable Development, International Trade and Governance in Environmental Policies." Contemporary Politics 10, 3-4 (2004): 203-225.
-. The Ecopolitics of Development in the Third World: Politics and Environment in Brazil. Boulder and London: Lynne Rienner, 1991 and 1994.
Kolloquium, 21.06.2012
Die Primärfarben der Umweltethik: Die Erforschung der Grundvoraussetzungen für eine nachhaltige Welt
Die Menschheit sieht sich heute mit Herausforderungen konfrontiert, die die westliche Zivilisation an die Kreuzung zweier aneinander gekoppelter gesellschaftlicher Prozesse rücken: die zunehmende und dennoch asymme-trische Globalisierung und die tiefgreifenden, ungebändigten globalen Veränderungen der Umwelt. Die Tatsache, dass die Kombination der Folgen der Globalisierung und der globalen Umweltveränderung die menschliche Sicherheit bedrohen, die nackte Lebensgrundlage von Einzelnen und von ganzen Staaten in allen Ecken der Welt, und sich negativ auf ihre gesellschaftlichen Rechte und ihre Menschenrechte auswirkt, schiebt den traditionellen Ethikdiskurs wieder an die vorderste Front der Debatte.
Wie viele bereits richtig angemerkt haben, stellen diese beiden miteinander verbundenen Phänomene die Grundvoraussetzungen des zivilisierten Lebens infrage, die die neolithische Revolution vor etwa 11.000 Jahren hervorgebracht hat. Es gibt viele Hinweise, dass die globale Veränderung das "Muster der Zivilisation", das die westlichen Gesellschaften seitdem auszeichnet und das sich weltweit verbreitet hat, an seine Grenzen gebracht hat. Die Einverleibung der Natur in die menschliche Kultur und ihre produktiven Aktivitäten, die lange Zeit in vielen Hinsichten zu Fortschritt und Verbesserung des Lebens geführt haben, zeigt derzeit zunehmend Anzeichen der Erschöpfung und macht eine "Neuerfindung" der Beziehungen zwischen Mensch und Natur erforderlich. Wie der Naturforscher A. F. Coventry einmal bemerkte, "haben wir lange die kleinen Gesetze gebrochen, und jetzt holen uns die großen Gesetze allmählich ein". Die Entstehung und die weltweite Akzeptanz der Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung bestätigt diese Tatsache und macht eine breite Palette von Veränderungen erforderlich, von individuellen bis hin zu gesellschaftlichen Entscheidungen, von der begrifflichen Ebene bis hin zur Ebene der politischen Strategie.
Wenn man sich also ein ethisches Verständnis der globalen Umweltveränderungen zu eigen machen will, so hat dies tiefgreifende begriffliche Auswirkungen und macht vielleicht die Grundlegung ganz anderer Sozialwissenschaften erforderlich, neuer Wirtschaftswissenschaften, politischer Wissenschaften und einer neuen Soziologie, was sogar von Nobelpreisträgern wie Amartya Sen vertreten wird. Ich stütze mich auf die bahnbrechenden Beiträge von Clive Lewis, insbesondere auf seinen Klassiker The Abolition of Man, und arbeite derzeit mit der Hypothese, dass wie die "Primärfarben" bei Lewis vielleicht auch die Umweltethik auf ähnliche Weise "primäre" Komponenten hat. Obwohl sich die ethischen Herangehensweisen an menschliche Sicherheit und Umweltveränderungen in verschiedenen Kulturen voneinander unterscheiden können, glaube ich dennoch, dass es "primär" Grundvoraussetzungen für eine Umweltethik geben könnte, die universell gültig sind und der menschlichen Natur innewohnen - und daher nicht völlig kulturell begrenzt sind.
In diesem Kolloquium soll dieser Weg erkundet werden, es sollen begriffliche und wissenschaftliche Wege vorgeschlagen und einige normative und politische Implikationen einer "primären Umweltethik" angedeutet werden, um globale Umweltveränderungen und menschliche Sicherheit zu thematisieren. Wie Lynton Caldwell zutreffend formuliert, ist "die Umweltkrise ein sichtbares Symptom einer Krise des Geistes und der Seele. Wir würden ihren Sinn vollkommen falsch verstehen, wenn wir glaubten, dass es dabei nur um gefährdete Wildtiere, von Menschen gemachte Umweltverschandelung und Umweltverschmutzung geht. Diese sind zwar ein Teil davon, doch in dieser Krise geht es vielmehr darum, was für Geschöpfe wir sind und was wir werden müssen, um zu überleben".
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Guimarães, Roberto Pereira (Berlin, 2012)
Environment and socioeconomic inequalities in Latin America : Notes for a Research Agenda Working paper series ; 20,2012
Guimarães, Roberto Pereira (New York, 2005)
The inequality predicament Report on the world social situation ; 2005
Guimarães, Roberto Pereira (London [u.a.], 2004)
Guimarães, Roberto Pereira (Harrisburg, Pa., 2001)
Guimarães, Roberto Pereira (Boulder [u.a.], 1991)
The ecopolitics of development in the Third World : politics & environment in Brazil