Philip S. Kitcher, Ph.D.
John Dewey Professor of Philosophy
Columbia University, New York
Born in 1947 in London
Studied Mathematics, History and Philosophy of Science at Cambridge University and at Princeton University
Arbeitsvorhaben
Pragmatischer Naturalismus
The classical Pragmatists, especially William James and John Dewey, worried about the state of philosophy in their times. Like other philosophers who have become interested in Pragmatism (notably Richard Rorty and Hilary Putnam), I see James and Dewey as identifying shortcomings that are as pertinent today as they were almost a century ago. My project will explore the possibility of renewing Pragmatist hopes for "reconstruction in philosophy" in our own times.Pragmatism starts from the idea that the principal task of philosophy is to make sense of the picture of the world that emerges from various branches of inquiry and to show how this picture relates to our values and concerns. Philosophy does not have independent a priori sources from which the "ultimate character of reality" or the "basic laws of value" can be determined. Instead it is a synthetic discipline, drawing from the various sciences (broadly construed) and attempting to achieve a focused perspective on our contemporary predicament. My goal is to build on my previous work with respect to mathematics, natural science, ethics, religion, and society to articulate a pragmatic vision that will be thoroughly naturalistic: there will be no appeal to the mysterious entities and processes that philosophers belonging to many traditions have invoked.
Recommended Reading
Kitcher, Philip. The Ethical Project. Harvard: Harvard University Press, 2011
(in print).
-. Science, Truth, and Democracy. Oxford: Oxford University Press, 2001.
-. Living with Darwin. Oxford: Oxford University Press, 2007. (German edition: Mit Darwin leben: Evolution, Intelligent Design und die Zukunft des Glaubens. Frankfurt: Suhrkamp, 2009.)
Kolloquium, 25.10.2011
Ethik als menschliches Projekt
Traditionelle Darstellungen von Ethik betrachten unsere ethischen Praktiken entweder als Offenbarung oder als Entdeckung: die ethischen Wahrheiten werden uns von einer besonderen Quelle offenbart oder sie werden entdeckt (typischerweise von besonders scharfsinnigen Denkern). Ansätze, in denen von einem göttlichen Befehl ausgegangen wird, sind seit Platon problematisch, und keine philosophische Darstellung konnte breite Glaubwürdigkeit gewinnen. Mein Ziel ist es, eine Herangehensweise an das Thema Ethik zu skizzieren, die Geheimnisse zum Verschwinden bringt.
Die grundlegende Einsicht von Darwin bestand darin, dass die organische Welt anhand ihrer Geschichte verstanden werden kann. Eine Entsprechung dieser Idee kann auf menschliche Praktiken im Allgemeinen angewandt werden und insbesondere auf die Ethik. Vielleicht können wir hoffen, unsere ethischen Praktiken zu verstehen, indem wir erkennen, wie sie aus einem prä-ethischen Zustand heraus entstanden sind: Wie sind wir von da nach hier gekommen? Obwohl es viele Details gibt, die ungeklärt bleiben müssen, möchte ich dennoch einen Bericht präsentieren, in dem es um wichtige allgemeine Themen geht.
Dieser Bericht beginnt mit dem Leben unserer Hominidenvorfahren, deren Fähigkeiten zum psychologischen Altruismus hinreichend waren, um zusammen zu leben, aber nicht, um leicht zusammenzuleben. Sie entkamen dem Dilemma, mit dem unsere evolutionären Cousins noch zu kämpfen haben, durch die Entwicklung der Fähigkeit, ihr Verhalten zu steuern. Indem sie Regeln für ihre Interaktion entwickelten, waren sie in der Lage, einige der Fehlschläge in Sachen Altruismus zu vermeiden, die zuvor zu sozialen Spannungen geführt hatten. Aus diesen primitiven Anfängen entstand eine Reihe von "Lebensxeperimenten" (J. S. Mill), die sich in den komplexen ethischen Perspektiven verdichteten, die in der antiken Welt sichtbar werden.
Wenn man Ethik auf diese historische Art denkt, kann man den Gedanken an ethischen Fortschritt - der durch die Entdeckung von zuvor unerkannten ethischen Wahrheiten entsteht - nicht mehr ohne weiteres denken. Diejenigen historischen Episoden, die wir am genauesten analysieren können, zeigen keine "Momente ethischer Entdeckungen", die etwa einem wissenschaftlichen Durchbruch entsprechen. Dennoch können wir auch in der Ethik von Fortschritt sprechen, aber wir sollten diesen Fortschritt vor allem in Bezug auf das Lösen von Problemen denken, eher als Fortschritt weg von und nicht als Fortschritt hin zu. Ethik entsteht als soziale Technik, deren ursprüngliche Funktion darin bestand, unsere Fehlschläge in Sachen Altruismus in Ordnung zu bringen.
Wie auch bei anderen Techniken entstehen neue Probleme, wenn alte gelöst sind: das ethische Projekt bringt neue Funktionen hervor und führt zu Funktionskonflikten. Um zu verstehen, wie man dieses Projekt fortführen soll, müssen diese Konflikte erkannt und angesprochen werden. Es gibt keine Autoritäten, auf die wir uns berufen können. Das Beste, was wir tun können, ist eine Ausweitung oder Vergrößerung des Ansatzes der ersten Ethiker - so mein Vorschlag : indem wir uns in einem Gespräch auf breiter Basis engagieren, alles Wissen heranziehen, das wir haben, und dies unter Bedingungen der gegenseitigen Verpflichtung und des gemeinsamen Engagements tun.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Kitcher, Philip S. (New York, 2022)
The main enterprise of the world : rethinking education Walter A. Strauss lectures in the humanities
Kitcher, Philip S. (New York, 2021)
Moral progress The Munich lectures in ethics
Kitcher, Philip S. (New York, 2017)
The seasons alter : how to save our planet in six acts
Kitcher, Philip S. (Bloomington, 2017)
Is birdsong music? : Outback encounters with an Australian songbird Music, nature, place
Kitcher, Philip S. (2015)
Kitcher, Philip S. (New Haven, 2014)
Life after faith : the case for secular humanism The Terry lectures
Kitcher, Philip S. (New York, NY [u.a.], 2014)
Philosophy of science : a new introduction Fundamentals of philosophy series
Kitcher, Philip S. (New York, 2013)
Deaths in Venice : the cases of Gustav von Aschenbach Leonard Hastings Schoff Memorial Lectures
Kitcher, Philip S. (Oxford, 2012)
Preludes to pragmatism : toward a reconstruction of philosophy