Renata Landgráfová, Dr.
Ägyptologie
Univerzita Karlova v Praze
Born in 1976 in Prague
Studied Egyptology and Linguistics at Univerzita Karlova v Praze
Fellowship
Andrew W. Mellon-Fellow
Arbeitsvorhaben
Selbstbilder: [Auto-]Biographie und Gedächtnis im ägyptischen Mittleren Reich
My study seeks the origins of Ars Memoriae (as formulated by the Rhetorica Ad Herennium, Cicero's De Oratore and Quintillian's Institutio oratoria and described in the pivotal study by Yates 1966) in ancient Egyptian hieroglyphs. In a second step, the lists of epitheta of the ancient Egyptian (auto)biographies are seen as imagines agentes, specifically designed to imprint themselves into the memory of their readers (and listeners).In a sense, my study can be seen as a prequel to Jan Assmann's Das Kulturelle Gedächtnis (1982), since it attempts to map the processes behind individual memory formation that precede the entry of any image, concept or phrase into the collective or cultural memory. For just as individual memory cannot exist without society and the culture against which and by means of which it defines itself (Assmann 1992, 35), so cultural and collective memory cannot exist without the memory of the individual. This holds true despite the externalization of memory that currently permeates Western society - no books, no pyramids, no hard disks manage to keep the memory alive without it having human minds to inhabit.
While my study owes a lot to Jan Assmann (1992), it takes up a very different path. Whereas Jan Assmann's groundbreaking work concentrates on cultural memory, i.e. the external dimension of memory (Assmann 1992, 19; 20-21), I am concerned with the (auto)biography's connection to and influence on inner memory. The study focuses on three main interrelated aspects: the ancient art of memory, the art of memory as a hieroglyphic art, and the interrelation between (auto-)biography and memory.
Recommended Reading
Landgráfová, Renata and Hana Navrátilová. Sex and the Golden Goddess I. Ancient Egyptian Love Songs in Context. Prague: Agama, 2009.
Landgráfová, Renata. "Breaches of Cooperative Rules: Metaphors and Parody in Ancient Egyptian Love Songs." In Sex and Gender in Ancient Egypt. 'Don your wig for a happy hour'. Proceedings of the Conference, Swansea, 2008, 71-82. (Classical Press of Wales.)
Kolloquium, 28.02.2012
Ars Memoriae Aegyptiaca. Ägyptische Hieroglyphen und die antike Gedächtniskunst
In meinem Kolloquium geht es um einen vorläufigen Bericht über meine Suche nach dem Ursprung der antiken Gedächtniskunst, wie sie in der anonymen Rhetorica ad Herennium (frühes erstes Jahrhundert v. Chr.), in Ciceros De Oratore (Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr.) und Quintillians Institutio Oratoria (erstes Jahrhundert n. Chr.) beschrieben wird.
Die meisten Arbeiten zum Thema Gedächtniskunst (auch die modernen) zitieren eine antike Legende, um die Ursprünge der Loci-Methode (man weist Inhalten im Gedächtnis bestimmte Orte zu) zu erklären. Der Dichter Simonides, so will es die Legende, konnte eine Gruppe verstümmelter Toter dadurch identifizieren, dass er sich daran erinnerte, welche Personen beim vorherigen Festmahl an welchen Orten gesessen hatten. Auch wenn wir den Wahrheitswert dieser Legende nicht untersuchen wollen, liegt es auf der Hand, dass diese Anekdote nur die Hälfte der Loci-Methode erklärt, die auf zwei Prinzipien beruht: einer strengen sequentiellen Ordnung und einer lebhaften vorgestellten Bildwelt. Woher kommt die Bildwelt und wie entwickelte sich die auf dem Rebus basierende Methode des Memorierens, bei der man sich Wortfolgen einprägt (memoria verborum)?
Jede Untersuchung der antiken Gedächtniskunst wird durch die Tatsache verkompliziert, dass jeder Mensch seine eigene Bildwelt entwickeln muss, denn alles von außen Kommende wäre weniger effektiv. Daher halten die vorhandenen rhetorischen Werke über das Memorieren nur die allgemeinen Prinzipien der Gedächtniskunst fest und geben wenige oder keine Beispiele, wie sie tatsächlich angewandt wurden. Glücklicherweise überlebte die Gedächtniskunst jedoch in einer im Wesentlichen unveränderten Form - von der klassischen Antike bis ins Mittelalter (vor allem in den Werken von Albertus Magnus und Hugo von St. Viktor) und bis in die Renaissance (bekanntlich bei Giordano Bruno, aber auch bei Ramon Lull, Petrarca, Giulio Camillo und anderen). Aber erst im späten 16. Jahrhundert, als ein Jesuitenmissionar in China konfuzianische Gelehrte in der Gedächtniskunst unterrichtete, wurden die genauen Techniken der mnemonischen Bildgebung zum ersten Mal beschrieben. Vielleicht überraschenderweise zeigen sie, dass die Gedächtniskunst im Wesentlichen eine hieroglyphische Kunst ist und dass die Bildung mnemotechnischer Bilder genau der Bildung ägyptischer Hieroglyphen entspricht. Angesichts der Tatsache, dass die Griechen im 4. und 5. Jahrhundert v. Chr. intensiven Kontakt zu Ägypten hatten, ist es vielleicht nicht überraschend, dass sie Anregungen in der ägyptischen Schrift fanden und sie zur Entwicklung einer Methode heranziehen sollten, bei der nicht die Oberfläche eines Gegenstands beschriftet wurde, sondern gleichsam der Geist.
Können wir einen Schritt weiter gehen? Ist es möglich, dass die Ägypter selbst eine Mnemotechnik entwickelten - auf Grundlage der Schrift, die sie seit über dreitausend Jahren verwendeten? Die Suche nach Antworten auf diese Fragen schließt auch eine Erörterung der Hermetischen Schriften ein und zeigt, dass Horapollo die ägyptische Schrift vielleicht nicht so sehr missverstanden hat, wie in der Vergangenheit behauptet wurde.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Landgráfová, Renata (2014)
Landgráfová, Renata (2012)
Ars memoriae aegyptiaca? : Egyptské hieroglyfy a antické umĕní pamĕti
Landgráfová, Renata (Prague, 2011)
It is my good name that you should remember : Egyptian biographical texts on Middle Kingdom stelae
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Srdec̆né pozdravy ze zemĕ na Nilu : korespondence starých Egypt'anů Korespondence starých Egypťanů
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Sex and the golden goddess ; Vol. 1 ; Ancient Egyptian love songs in context Sex and the golden goddess ; 1
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Songs of the golden goddess : ancient Egyptian love songs Musica ad tabulam
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