Garth Fowden, Ph.D.
Professor der Geschichte
National Hellenic Research Foundation, Athens
Born in 1953 in Norwich, UK
Studied Modern History at the University of Oxford
Fellowship
EURIAS-Fellow
Arbeitsvorhaben
Das erste Millennium: von Augustus bis zu Avicenna
The First Millennium project responds to two debates about Islam - its late antique roots, and the role it will play in twenty-first-century Europe. Starting from first pagan, then Christian Rome's creation of a Mediterranean empire, FM shifts attention eastward to Oriental (especially Syriac) Christianity and Iran, setting the stage for Muhammad and the Arab conquests. The Umayyad and Abbasid Caliphates united the old Sassanian world with much of Rome's territory, while Islam's cultural crystallization, well under way by 1000, drew on rabbinic Judaism, Christianity, Iranian Zoroastrianism and Greek philosophy, which all attained classical/canonical forms during the millennium after Augustus. FM interweaves political narrative with the development of these intellectual and scholarly traditions, which, along with Roman law, have so signally influenced the cultural foundations of the contemporary world. By examining these traditions in their interaction, during a phase when they were less rigidified and institutionalized than they later became, I hope to suggest lines of further thought about how they might cohabit within the emerging European polity. At the same time I offer the general reader a different account of all these histories that does not predestine them to culminate in European modernity but leaves open other possible perspectives and progressions, notably towards the great Muslim empires of early modern Eurasia.Recommended Reading
Fowden, Garth. Empire to Commonwealth: Consequences of Monotheism in Late Antiquity. Princeton: Princeton University Press, 1993.
- "Contextualizing Late Antiquity: The First Millennium." In The Roman Empire in Context: Historical and Comparative Perspectives, edited by Johann P. Arnason and Kurt A. Raaflaub, 148-176. Chichester: Wiley-Blackwell, 2011.
- "The Parthenon Between Antiquity, Barbarism and Europe." Review article on Anthony Kaldellis. The Christian Parthenon: Classicism and Pilgrimage in Byzantine Athens (Cambridge: Cambridge University Press, 2009). Journal of Roman Archaeology 23 (2010): 802-810.
Kolloquium, 16.10.2012
Das "Erste Millennium": Geschichtsperiodisierung durch Ideen und Vorstellungen
Mit meinem Projekt "Erstes Millennium" reagiere ich auf verschiedene Debatten - zunächst Debatten über die von Historikern diskutierte Frage, ob der Islam ein Teil der Spätantike ist, und dann Debatten über die in der Öffentlichkeit diskutierte Frage, wie Muslime in das gegenwärtige Europa passen. In der Spätantike, die nach konventioneller Definition um 600 n. Chr. endet, bildete sich das rabbinische Judentum und das Christentum der Kirchenväter; doch der Koran kritisiert Rabbiner und Mönche und bietet eine neue heilige Schrift, die die Thora und die Evangelien ersetzen soll, während sie diese doch immer wieder anklingen lässt. Der politische Ausdruck des Islam, das Kalifat, wurde auf den Fundamenten von zwei früheren Reichen, des persischen und des byzantinischen, errichtet. Es ist vollkommen verkehrt, sich mit dem Islam ohne diesen Kontext zu befassen; aber genau das tun wir.
Nicht nur hat der Islam sich nicht selbst gezeugt und geboren, sondern seine Anhänger regierten und besiedelten seit dem 8. Jahrhundert auch Teile Südeuropas und des Balkans. Noch immer gibt es einen einheimischen europäischen Islam neben dem importierten Islam, den die Einwanderer der jüngsten Zeit mit sich brachten. In den Geschichtsbüchern sollte sich die Tatsache widerspiegeln, dass die kulturellen Wurzeln Europas nicht nur griechisch, römisch, christlich und jüdisch sind, sondern auch muslimisch; aber die Schulbücher werden nicht zufriedenstellend umgeschrieben, bevor Geschichtswissenschaftler/innen die Unterteilung ihres Gegenstands in Antike, Mittelalter und Moderne nicht hinter sich lassen - wobei der Islam in dieser Unterteilung für gewöhnlich als "mittelalterlich" etikettiert und an den Rand gedrängt wird.
Ich möchte das "Erste Millennium" als nützliche Parallelperiodisierung vorschlagen, nicht um die Althistoriker/innen und Mediävist/innen überflüssig zu machen; indem ich einen plausiblen theoretischen Rahmen biete, möchte ich Studierende vielmehr davon überzeugen, dass das Studium der vormodernen Geschichte zu den kulturellen und politischen Debatten ihrer eigenen Welt beitragen kann. Das erste Millennium umfasst entscheidende Entstehungsphasen nicht nur der drei abrahamitischen Religionen, sondern auch des römischen Rechts und der griechischen Philosophie in ihrer Alexandrinischen Synthese, die auf der Harmonisierung von Platon und Aristoteles beruht. Seine drei kanonischen Texte sind die christliche Bibel, der justinianische Kodex und der Koran. Der Talmud und die Alexandrinischen Kommentare zu Aristoteles (ohne die wir fast nichts über die Vorsokratiker wissen würden) hatten ebenfalls einen sehr großen Einfluss.
Das "Erste Millennium" richtet die Geschichte sowohl im Raum als auch in der Zeit neu aus. Anstelle des Mittelmeer-Paradigmas biete ich eine eher eurasische Sichtweise, die sich auf den großen Schauplatz konzentriert, der vom Taurus- und Zagrosgebirge, vom Roten Meer/Niltal und der levantinischen Küste gesäumt wird. Hier sind die drei abrahamitischen Religionen entstanden, Persien und Rom standen sich hier gegenüber, hier befand sich das Zentrum des Kalifats. Wenn wir das iranische Hochland und (in Teilen) den östlichen Mittelmeerraum dazu nehmen, haben wir das Triptychon der Regionen, die die Machtbasis für die Achämeniden, die Umayyaden und die Abbasiden bildete. Diese Reiche ähnelten in der Antike am ehesten dem, was man als "Weltreich" bezeichnen kann, denn Rom - für uns das Modell eines antiken Reiches - hat Persien niemals zerstört (obwohl Persien im frühen 7. Jahrhunderts beinahe Ostrom zerstört hätte). Nach der Blüte Roms in den ersten Jahrhunderten des "Ersten Millenniums" bedarf es schon eines unbeirrt eurozentristischen Blicks, um den romanischen Westen für das Zentrum der eurasischen Geschichte zu halten. Vielleicht auch einiges an Widerstand gegen Periodisierungen, die auf Ideen und Vorstellungen basieren, insbesondere religiösen Vorstellungen.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Fowden, Garth (2018)
Abraham und Aristotle in dialogue
Fowden, Garth (Wiesbaden, 2016)
War das erste Jahrtausend eine bedeutsame Periodisierung für die Zeitgenossen?
Fowden, Garth (Berlin, 2016)
Late Antiquity, Islam, and the first Millenium : a Eurasian perspective
Fowden, Garth (Oxford, 2016)
Fowden, Garth (Cambridge, 2015)
Fowden, Garth (Princeton, 2014)
Before and after Muḥammad : the first millennium refocused
Fowden, Garth (Berkeley, Calif. [u.a.], 2004)
Quṣayr ʿAmra : art and the Umayyad elite in late antique Syria Art and the Umayyad elite in late antique Syria
Fowden, Garth (Princeton, NJ, 1993)
Empire to commonwealth : consequences of monotheism in late antiquity
Fowden, Garth (Princeton, NJ, 1986)
The Egyptian Hermes : a historical approach to the pagan mind Mythos