Anthony Reid, Ph.D.
Professor (em.) der Geschichte
Australian National University, Canberra
Born in 1939 in Wellington, New Zealand
Studied History at the University of Wellington and at the University of Cambridge
Arbeitsvorhaben
Eine neue Geschichtsschreibung Südostasiens: Länder unter dem Imperialismus
Historians of the current post-nationalist era are increasingly aware that their profession arose with modern nation-states and made its principal business the chronicling of those states. Our fixation on the spectacular successes (and failures) of those states in modern times has led us to look for comparable institutions in times and places where they played no such dominating role and to marginalize themes and actors that cannot be narrated in state terms. Not only have stateless societies thereby become "People without History", but systems of social organization based on kinship, religion, and ritual or economic reciprocity are classified as primitive and doomed, when not wholly ignored. The challenge is how to do better. In seeking to write beneath and beyond the state, Southeast Asia is an excellent place to start.In this region of forest and water, the legal-bureaucratic state with which we are familiar has been an alien intruder, with little purchase over its peoples until the twentieth century. I have shown for Sumatra that the stateless highlands accounted for around 80% of its population as late as the early nineteenth century, even though all the history found in existing texts relates to the other 20% (Reid 1998). A similar distortion can be shown for most of Southeast Asia except Vietnam (which adopted deltaic agriculture very early) until the nineteenth-century era of colonial settlement of the littoral and drainage of the swampy deltas. The highlands were freer of diseases, easier than the densely forested lowlands to tame for agriculture, and free from the incipient state structures of the coastal river mouths.
Populations appear to have consciously opted for their own pattern of social organization through kinship and ritual, evading the trade-based river states to practice "the art of not being governed", as James Scott (2009) puts it. His book makes it unnecessary for me to belabour this point further; rather the question is the degree to which history can be responsibly rewritten in the balanced mode his manifesto invites.
Recommended Reading
Reid, Anthony. Imperial Alchemy: Nationalism and Political Identity in Southeast Asia. Cambridge: Cambridge University Press, 2009.
- Southeast Asia in the Age of Commerce, 1450-1680. Vol. I: The Lands Below the Winds. 1988. Vol. II: Expansion and Crisis. 1993. New Haven, Yale University Press.
Kolloquium, 30.04.2013
Drei Gründe dafür, eine Geschichte Südostasiens zu schreiben
Aus den ganz üblichen Gründen verdient die Geschichte Südostasiens die Aufmerksamkeit jener Menschen, deren Erbschaft sie ist - und weil ein Gutteil dieser Geschichte Auswege aus der spröden nationalistische Voreingenommenheit vieler ihrer Geschichtsbücher bietet. Aus drei besonderen Gründen verdient sie die Aufmerksamkeit von Außenstehenden: Die Frauen Südostasiens leisteten einen größeren Beitrag zur Wirtschaft und zum öffentlichen Leben als in anderen Gesellschaften, deren Geschichte man kennt; seine gefährlichen tektonischen Bruchzonen können sich auf das Weltklima und das Überleben unserer Spezies auswirken; und es ist dort leichter als anderswo, die Geschichte von den staatstragenden Erzählungen zu befreien, die unsere Profession im Allgemeinen dominieren. Da ich zum ersten Punkt schon vor langer Zeit meinen Teil gesagt habe, konzentriere ich mich auf den zweiten und insbesondere den dritten Punkt.
1. Das charakteristische Muster im Verhältnis der Geschlechter zueinander, das im Allgemeinen die Rolle von Männern und Frauen in der Wirtschaft ausglich, bedarf größerer Aufmerksamkeit in einer Welt, die glaubt, dass sie gerade und erst jetzt die Gleichberechtigung der Geschlechter entdeckt. Die Moderne hat dem südostasiatischen Muster allmählich das Patriarchat aufgedrängt, da zunächst die schriftlichen Weltreligionen, dann die europäischen/globalen Modelle des Staats, des Wirtschaftsunternehmens, der Familie und Mode allmählich als modern bewertet wurden, während die südostasiatische Komplementarität als ländlich, arm und abergläubisch galt.
2. In der Moderne (nach 1800) sind die zwei verheerendsten Vulkanausbrüche der Welt und der destruktivste Tsunami dadurch verursacht worden, dass sich die Indo-Australische Platte allmählich unter die Sunda-Landmasse schiebt, die den schrumpeligen äußeren Ring Indonesiens und die Philippinen bildet. Wir können das wahrscheinliche Muster globaler Klimakatastrophen in der Zukunft nur dann verstehen, wenn wir mehr darüber wissen, wann und wie sich diese Ereignisse in der Vergangenheit zugetragen haben. Historiker und Geologen müssen zusammenarbeiten, um das von mangelnder Forschung gekennzeichnete Bild Südostasiens zurechtzurücken.
3. Ein Buch zu schreiben, das der staatszentrierten Voreingenommenheit der Historiker entkommt und dennoch alternative narrative Techniken findet, um den vielfältigen Menschen in dieser Region gerecht zu werden - darin liegt die größte Herausforderung, der ich am Wissenschaftskolleg gegenüber stehe. Es scheint, als sei Südostasien ein fruchtbarer Boden für eine Geschichte, die unsere gemeinsame Menschenwürde und die Verantwortung für den Planeten anerkennt, den wir jetzt beherrschen. In dieser Region, die von Wald und Wasser geprägt ist, ist der uns vertraute bürokratische Staat mit seinen Gesetzen ein fremdartiger Eindringling; und andere Formen des sozialen Kitts haben es größeren kulturellen Systemen ermöglicht, sich zur Blüte zu entfalten. Doch wenn man die Bedeutung der prachtliebenden Könige, der Eroberer und Diktatoren zurückstuft, geht man das Risiko ein, eine entpersonalisierte Geschichte zu schreiben, in der sich kein Individuum heraushebt. Zur Lösung dieses Problems brauche ich Hilfe.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Reid, Anthony (Leiden, Boston, 2015)
History and seismology in the ring of fire : punctuating the Indonesian past
Reid, Anthony (Malden, MA, USA, 2015)
A history of Southeast Asia : critical crossroads Southeast Asia
Reid, Anthony (Bielefeld, 2014)
Religion in early modern Southeast Asia : synthesising global and local
Reid, Anthony (Leiden, 2013)
[Rezension von: Beaujard, Philippe, Les Mondes de l'Océan Indien, 2 vols]
Reid, Anthony (Singapore, 2012)
Indonesia rising : the repositioning of Asia's third giant ; [this book emanates from the 29th Indonesia Update Conference organized by the Australian National University Indonesia project on 30 September and 1 October 2011] Indonesia update series
Reid, Anthony (Singapore, 2012)
Anthony Reid and the study of the Southeast Asian past Nalanda-Sriwijaya series ; 3
Reid, Anthony (Cambridge [u.a.], 2010)
Imperial alchemy : nationalism and political identity in Southeast Asia
Reid, Anthony (Leiden [u.a.], 2009)
Southeast Asian consumption of Indian and British cotton cloth, 1600-1850
Reid, Anthony (Richmond, Surrey, 2001)
Reid, Anthony (New Haven [u.a.], 1993)
Southeast Asia in the ... ; Vol. 2 ; Expansion and crisis Southeast Asia in the age of commerce, 1450 - 1680 ; Vol. 2