Andrii Portnov, Dr.
History, Editor-in-Chief of www.Historians.in.ua, Kiev
Ukraine
Born in 1979 in Dnipropetrovsk, Ukraine
Studied History at Dnipropetrovsk University and Cultural Studies at Warsaw University
Arbeitsvorhaben
Almost Capital Without History: Yekaterinoslav-Dnipropetrovsk, 1795-2005
The principal aim of my project is to finish the book on Yekaterinoslav-Dnipropetrovsk "Almost Capital Without History" (together with my sister Tetyana Portnova). The basic idea is to put local events and realities into a broader historical, sociological, and cultural context and to look beyond the national narratives and various popular interpretations of Ukrainian, Russian, Soviet, and Eastern European history. Special attention will be devoted to the issues of the changing cityscape and competing self-definitions and self-perceptions of the city dwellers. The coexistence of the rural and the urban, of huge factories and city infrastructure with the agrarian areas including private livestock and private gardens, and the interrelations between the two lifestyles within the same city is another focus of the research. The history of Dnipropetrovsk allows us to gain new insights into the revolutions on the peripheries (the Russian and Ukrainian revolutions of 1917 1921, the collapse of the Soviet Union, the "Orange Revolution" of 2004, which in Dnipropetrovsk differed substantially from the same events in other parts of "Eastern Ukraine"). Yekaterinoslav-Dnipropetrovsk is also a great laboratory for studying various modes of the coexistence, conflicts, and interrelations of different ethnic and religious groups (the history of the Jewish community, as well as the stories of the local German, Polish, Karaite groups). The paradoxes of the city's "closeness" in Soviet time and the forms of dissident movements (from Ukrainian nationalists to Zionists and neo-Baptist activists) are no less important. The paradoxes of post-Soviet pluralism in the symbolic, economic, political, social, and cultural life of the city and its self-representations and images will be analyzed in the last part of the book.Recommended Reading
Portnov, Andriy. "Memory Wars in Post-Soviet Ukraine (1991-2010)." In Memory and Theory in Eastern Europe, edited by Uilleam Blacker, Alexander Etkind, and Julie Fedor, 233-254.Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2013.
Portnov, Andrii and Tetiana Portnova."Die 'jüdische Hauptstadt der Ukraine': Erinnerung und Gegenwart in Dnipropetrovs'k."Osteuropa 62 (2012): 25-41.
Portnov, Andrii. Istorii istorykiv. Oblychchia j obrazy ukrainskoji istoriohrafii XX stolittia. Kyiv: Krytyka, 2011.
-. "Miasto niespelnionych ambicji." Nowa Europa Wschodnia 1, 10 (2010):
131-141.
Kolloquium, 01.10.2013
Der ukrainisch-polnische Konflikt im Zweiten Weltkrieg: Lokale Massengewalt, deren Darstellung und Folgen für die internationale Geschichte
Das Massaker von Wolhynien (Rzez Wolynska) war eine ethnische Säuberung, der die polnische Zivilbevölkerung in Wolhynien zum Opfer fiel; sie wurde 1943 vom radikalen (sich an Stepan Bandera orientierenden) Flügel des ukrainischen nationalistischen Untergrunds während der nationalsozialistischen Besatzung geplant und verübt. Obwohl das Wolhynien-Massaker einer der größten von lokalen militanten Gruppen organisierten Massenmorde während des Zweiten Weltkriegs war - die Zahl der Opfer wird auf etwa 60.000 Menschen geschätzt -, ist über seine Geschichte nur wenig bekannt; und in den großen Erzählungen vom Krieg und der europäischen Geschichte kommt das Massaker nicht vor. Im letzten Sommer wurde der siebzigste Jahrestag des Wolhynien-Massaker ein wichtiges Thema sowohl in den öffentlichen Debatten zwischen Polen und der Ukraine als auch in der innerpolnischen Öffentlichkeit.
In meinem Vortrag möchte ich die Gründe dafür erklären, warum das Thema Wolhynien in den großen Erzählungen der europäischen Geschichte fehlt, und die anhaltenden Kontroversen zwischen Polen und der Ukraine analysieren. Ich möchte versuchen, die inneren und internationalen Kontexte der aktuellen Debatten zu erkunden und die Diskurse um eine Konkurrenz des Leidens und die lokalen Debatten zum Genozid auszuleuchten. Indem ich den osteuropäischen Geschichtsdiskursen eine Stimme zu geben suche, möchte ich nicht das Gefühl „westlicher“ Überlegenheit fördern (das zeigt sich in der Literatur zu diesem Thema bereits von alleine); vielmehr will ich das intellektuelle Potenzial herausarbeiten, das in der Einbeziehung lokaler "Geschichtsschreibung für den Hausgebrauch" in die allgemeine Erzählung der inter- und transnationalen Geschichte liegt.
Auch möchte ich die ukrainisch-polnische Geschichte heranziehen, um weitreichendere Fragen aufzuwerfen:
- der Wert lokaler Stimmen und ihre Bedeutung für ein besseres Verständnis der conditio humana und der Weltgeschichte;
- die Paradoxa und Herausforderungen, denen ein Historiker in einer nationalisierten und polarisierten postsowjetischen Öffentlichkeit begegnen muss;
- die (Un)möglichkeit einer "nicht-westlichen" Theorie.
Und ich möchte auch über eine Frage nachdenken, die mein Kollege Ussama Makdisi formuliert hat: Warum müssen wir uns immer mit den dunklen Episoden der Geschichte befassen?
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Portnov, Andrii (Boston, 2022)
Dnipro : an entangled history of a European city Ukrainian studies
Portnov, Andrii (Berlin, 2022)
Polen und Ukraine : Verflochtene Geschichte, geteilte Erinnerung in Europa Essays of the Forum Transregionale Studien ; 2022, 9
Portnov, Andrii (Wien; Köln; Weimar, 2021)
Portnov, Andrii (Amherst, MA, 2020)
Whose language do we speak? : Some reflections on the master narrative of Ukrainian history writing
Portnov, Andrii (2017)
Portnov, Andrii (Berlin [u.a.], 2016)
Ausschluss aus dem eigenen Land : der "Donbass" im Blick ukrainischer Intellektueller
Portnov, Andrii (Cambridge, 2015)
Post-Maidan Europe and the new Ukrainian studies
Portnov, Andrii (2015)
Ukraine ohne Donbass? Der galizische Reduktionismus und seine Wurzeln
Portnov, Andrii (Berlin, 2014)
Krieg und Frieden : die "Euro-Revolution" in der Ukraine