Jonathan Sheehan, Ph.D.
Professor of History
University of California, Berkeley
Born in 1969 in Toronto, Canada
Studied History of Science at Brown University and History at the University of California, Berkeley
Fellowship
EURIAS-Fellow
Arbeitsvorhaben
The Heterodoxy of Christianity: Sacrifice, Theology, and Sacred History
Christianity has never been as Christian as all that, and there is no clearer testimony to this than sacrifice. From the beginning of the tradition, sacrifice has been Christianity's stumbling block, a theological center to the enterprise, yet also deeply inimical to it. My project takes up Christian troubles with sacrifice. It argues that these troubles, although ancient in their origins, came to a head in the early modern period, when Catholics and Protestants fought viciously over Christian theology and worship. From the Eucharist to the Mass to atonement to the cultic community of martyrs: the entire sacrificial apparatus of the Church, past and present, was subject to scathing examination. These controversies inserted a wedge between "Christianity as it was" and "Christianity as it should be", a wedge between past and future that opened up spaces for new forms of sacred and secular knowledge. As the heat of religious war cooled, the polemic theology of the sixteenth and seventeenth centuries was disaggregated, and out of its pieces a new organization of knowledge was created, built on a distinction between a properly sacred discipline (theology) and the properly secular ones. The project, in short, offers both a new history of early modern Christianity and a new genealogy of the modern human sciences.Recommended Reading
Sheehan, Jonathan (with Dror Wahrman). Invisible Hands: Self-Organization and the Eighteenth Century. Chicago: The University of Chicago Press, 2015.
-. "Sacred and Profane: Idolatry, Antiquarianism, and the Polemics of Distinction in the Seventeenth Century." Past and Present 193 (August 2006): 37-66.
-. The Enlightenment Bible: Translation, Scholarship, Culture. Princeton, NJ: Princeton University Press, 2005.
Kolloquium, 19.01.2016
Märtyrer und Ketzer: Argwohn gegenüber dem Christentum im 16. Jahrhundert
Das Opfer ist ein Rätsel für moderne liberale Gesellschaften. Einerseits steht es im Widerspruch zu all dem, was wir hochschätzen: Instrumentelle Rationalität, eigennütziges Verhalten, reibungsloses Funktionieren des Rechts usw. Andererseits ist das Opfer sehr wohl ein integraler Bestandteil unserer politischen, ethischen und religiösen Vorstellungswelt. Wir ziehen in den Krieg im Namen der Unschuldigen und der Leidenden. Wir ehren unsere Veteranen für das Blut, das sie vergossen haben. Wir loben und belohnen selbstloses Geben.
In meinem Projekt lege ich dar, dass dieses Rätsel etwas mit dem Verhältnis des Christentums zum Opfer zu tun hat - eine lange und schwierige Geschichte. Für die Christen war das Opfer schließlich immer eine harte Nuss, denn von Anfang an war es für das, was das Christentum wollte, sowohl theologisch zentral als auch zutiefst unvereinbar damit. Das Christentum begann damit, dass es die Opfer der Juden und Heiden mit einem "nicht so!" kommentierte, um dann aber das Opfer Christi zum bedeutendsten Ereignis der Weltgeschichte zu erklären. Daher waren die ersten Jahrhunderte des Christentums von heftigen Kämpfen um die Bedingungen geprägt, unter denen man das Opfer vielleicht zu etwas echt christlichem machen konnte.
Im Mittelalter waren diese Kämpfe größtenteils vergessen, doch im 16. Jahrhundert wurden sie wiederbelebt, als die Dynamik der religiösen Konflikte - der Wunsch und die Forderung, die Grenzen des Christlichen neu zu bestimmen - einen Keil trieb zwischen "das Christentum, wie es ein sollte" und "das Christentum, wie es war", einen Keil zwischen die Vergangenheit und die Gegenwart, der die Beziehungen zwischen dem religiösen und säkularen Leben neu ordnete. In diesen Konflikten und durch sie wanderte das Opfer als Rätsel und Problem vom Bereich der innerchristlichen Konflikte in den begrifflichen Rahmen der liberalen Gesellschaft. Mit anderen Worten: Es ist kein Zufall, dass das Opfer in den säkularen Humanwissenschaften genau dann als Problem auftaucht, als es für das westliche Christentum kein Problem mehr ist.
In meinem Vortrag wird es um ein Stück dieser Geschichte gehen - und zwar um den Moment, da der christliche Märtyrer, der lange den Maßstab für Selbstaufopferung und geistliche Vollendung abgab, zum Anlass des Argwohns und des Zweifels wurde - und zwar am Wesen des Christentums an sich.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Sheehan, Jonathan (Boston, MA, 2018)
Comparison and Christianity : sacrifice in the age of the encyclopedia
Sheehan, Jonathan (Chicago, Ill. [u.a.], 2015)
Invisible hands : self-organization and the eighteenth century
Sheehan, Jonathan (2009)
Sheehan, Jonathan (Princeton, NJ [u.a], 2007)
The Enlightenment Bible : translation, scholarship, culture
Sheehan, Jonathan (2006)
Sheehan, Jonathan (2006)
The altars of the idols : religion, sacrifice, and the early modern polity