Rogers Brubaker, Ph.D.
Professor of Sociology and UCLA Foundation Chair
University of California, Los Angeles
Born in 1956 in Evanston, Illinois, USA
Studied Sociology at Columbia University, New York; Social and Political Thought at the University of Sussex; and Social Studies at Harvard University
Arbeitsvorhaben
Religion, Language, and the Politics of Difference
Difference has long been a central concern of social science. Yet religious difference remains strikingly underexplored. My project seeks to integrate religion more fully into the study of the politics of difference by comparing the politics of religious and linguistic pluralism.Both religion and language are ways of identifying oneself and others, and claims are made in the name of religious and linguistic communities for recognition, resources, and reproduction. Yet they are politicized in different ways. The pervasiveness and inescapability of language and the dependence of linguistic reproduction on political power make language - under modern conditions - more pervasively politicized than religion, which can to some degree be privatized. But the robust normative power of religious traditions and the claimed ultimacy of religious authority make religion - when it does enter the public square - more deeply and divisively politicized.
Over the last several centuries, language has become much more politically contentious, while religion, in the West, has become much less so. In recent decades, however, religion has re-emerged as the cutting edge of the politics of cultural difference. My book analyzes this striking reversal, focusing primarily on developments in Europe and North America, but situating these in a broader global context.
Recommended Reading
Brubaker, Rogers. Trans: Gender and Race in an Age of Unsettled Identities. Princeton: Princeton University Press, forthcoming September 2016.
-. Grounds for Difference. Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 2015.
-. Ethnicity without Groups. Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 2004.
Kolloquium, 29.11.2016
Vom Nationalismus zum Kulturalismus (civilizationism)? Säkularistisch-christianistischer Populismus in Nord- und Westeuropa
Mein Ausgangspunkt ist das Hervortreten religiös-kulturalistischer Kategorien und die paradoxe Verknüpfung von "Christentum", entschiedenem Säkularismus und Liberalismus im national-populistischen Diskurs in Nord- und Westeuropa. Dies wurde durch den für diese Region charakteristischen Entwicklungsverlauf der Säkularisation ermöglicht, durch die Kulturalisierung von Religion und Staatsangehörigkeit und durch das zunehmende Hervortreten eines kulturalistischen Diskurses, in dem das Christentum - als kultureller Quell des Säkularismus und Liberalismus konstruiert - dem Islam gegenübergestellt wird, wobei dieser als inhärent säkularisationsresistent und illiberal konstruiert wird.
Auf besonders markante Weise kommen diese Entwicklungen in den Niederlanden zusammen, wo die Gleichberechtigung der Geschlechter, sexuelle Freiheit und Rechte von Schwulen und Lesben - in den Rang entscheidender Charakteristika des Niederländischen erhoben - als etwas dargestellt werden, dem von einem illiberalen und "rückständigen" Islam ernsthafte Gefahr droht; dabei wird der Islam als Gegenteil der liberalen "jüdisch-christlichen humanistischen Kultur des Westens" definiert. In geringerem (und je unterschiedlichem) Ausmaß positionieren sich populistische Parteien auch andernorts in Nord- und Westeuropa neu: und zwar als Verteidiger liberaler und säkularer Werte, die in der christlichen und europäischen Kultur begründet sind, gegen die angebliche Bedrohung dieser Kultur durch den Islam. Sie haben mit älteren antisemitischen Traditionen gebrochen und sich, wenn auch nur rhetorisch, die Gleichberechtigung der Geschlechter und zumindest einige Formen der Rechte homosexueller Menschen zu eigen gemacht; gleichzeitig berufen sie sich auf das Christentum als kulturellen Identitätsmarker im Gegensatz zum Islam.
Diese Entwicklungen lassen auf eine teilweise und gerade erst beginnende Verschiebung vom Nationalismus zum Kulturalismus (civilizationism) schließen. In den Nachwehen des Brexit und zu einem Zeitpunkt, da ein Auseinanderbrechen von Großbritannien, Spanien und Belgien real möglich ist, bedarf es eigentlich keiner weiteren Erinnerung daran, dass die klassischen territorialen Nationalismen quicklebendig sind. Doch anderswo in Nord- und Westeuropa wird die kultu-ralistische Überlagerung nationalistischer Rhetorik immer prononcierter. "Die Nation" wird zunehmend durch kulturalistische Begrifflichkeiten bestimmt: die nationalen Unterschiede werden weniger hervorgehoben (insbesondere Sprache und spezifisch nationale kulturelle Besonderheiten und Traditionen), dagegen werden kulturalistische Unterschiede immer weiter in den Vordergrund gerückt (insbesondere religiöse Traditionen und ihre säkularen Vermächtnisse).
Ich schließe mit einer Betrachtung des Trumpismus und setze ihn in Beziehung zum europäischen Nationalpopulismus. Ich zeige die entscheidenden strukturellen und stilistischen Ähnlichkeiten auf, insbesondere die polarisierte Entgegensetzung von "uns" und "denen" - und zwar sowohl auf vertikaler als auch auf horizontaler Ebene: zwischen "dem Volk" und "der Elite" und zwischen "Dazugehörigen" und den "Außenseitern". Zum Schluss möchte ich auf einige Differenzen hinweisen, die mit den Themen meines Vortrags zusammenhängen.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Brubaker, Rogers (London [u.a.], 2017)
Between nationalism and civilizationism : the European populist moment in comparative perspective
Brubaker, Rogers (2017)
Brubaker, Rogers (Princeton, 2016)
Trans : gender and race in an age of unsettled identities
Brubaker, Rogers (London [u.a.], 2016)
The Dolezal affair : race, gender, and the micropolitics of identity
Brubaker, Rogers (London [u.a.], 2015)
Religious dimensions of political conflict and violence
Brubaker, Rogers (Abingdon, 2015)
Linguistic and religious pluralism : between difference and inequality
Brubaker, Rogers (Cambridge, 2015)
Brubaker, Rogers (Oxford, 2013)
Language, religion, and the politics of difference