Lisa Herzog, D.Phil.
Professor of Political Philosophy and Theory
Hochschule für Politik an der Technischen Universität München
Born in 1983 in Nuremberg, Germany
Studied Economics, Philosophy, and History at Ludwig-Maximilians-Universität München and Political Theory at the University of Oxford
Arbeitsvorhaben
The Order of Knowledge and the Division of Moral Labor
Human morality is socially embedded: Depending on their social context, individuals have different moral duties. This "division of moral labor" finds expression in different social roles with different responsibilities, the distinction between "negative" and "positive" duties, and the differentiation between the fulfillment of duties and supererogation. Traditionally, many thinkers have argued that our most important moral duties are toward those who are close to us, because we know most about their situation and they are most vulnerable to our actions or omissions.Two developments have, arguably, upset the tradition fabric of divided moral labor. Globalization has reduced the power of nation states, which had played an important role as moral "providers of last resort", and has created causal ties that span the globe. Digitalization has turned the order of knowledge upside down: the costs of sharing information have fallen dramatically, and new struggles for sovereignty over information have begun.
In my project, I want to explore how to conceive of the division of moral labor under these new circumstances. One focus will be on exploring whether insights from the social sciences and economics on the causes of the (non-moral) division of labor, e.g. economies of scale and the role of transaction costs, can enlighten philosophical thinking. A second focus will be on the order of knowledge in the digitalized age and its relation to the division of moral labor. Knowledge is power, as Bacon said, but is knowledge also moral responsibility? My hypothesis here is that we need to fundamentally rethink the responsibility for, and the privileges connected to, knowledge, in order to prevent a situation in which socially useful knowledge is "privatized", while knowledge that brings responsibilities is "socialized".
Recommended Reading
Herzog, Lisa. "Gibt es eine Macht der Reflexion in der Welt der Wirtschaft?" In Macht und Reflexion, edited by Heiner Hastedt, 165-182. Hamburg: Felix Meiner, 2016 (= Deutsches Jahrbuch Philosophie 6).
-. "The Normative Stakes of Economic Growth: Why Adam Smith Does Not Rely on "Trickle Down"." Journal of Politics 78, 1 (2016): 50-62.
-. Inventing the Market: Smith, Hegel, and Political Theory. Oxford: Oxford University Press, 2013.
Kolloquium, 12.06.2018
Alte Fakten, neue Anfänge? Arendtianische Überlegungen zu Wissen, Algorithmen und Politik
In diesem Kolloquium umreiße ich zunächst die allgemeinen Konturen, die eine "politische Theorie des Wissens" haben müsste. In den vergangenen Jahren ließen sich eine Reihe beunruhigender Phänomene beobachten, die zeigen, dass wir die Rolle von Wissensansprüchen in Politik und Gesellschaft nicht als gegeben betrachten können. In Themengebieten wie z.B. dem Klimawandel wird wissenschaftliche Evidenz durch mächtige Interessensgruppen systematisch in Zweifel gezogen; der öffentliche Diskurs ist polarisiert und stark von Fehlinformationen ("fake news") geprägt. Populistische Politiker wie z.B. der "Brexiteer" Michael Gove behaupten, "die Leute haben genug von Experten". Die politischen Dimensionen von Wissen wurden in der politischen Theorie lange nur implizit behandelt, möglicherweise aufgrund einer optimistischen Annahme, dass sich auf dem "Marktplatz der Ideen" immer die Wahrheit durchsetzen würde. Eine "politische Theorie des Wissens" muss die politischen Bedingungen, Kontexte und Folgen von Wissensansprüchen explizit reflektieren.
Doch ein Projekt, dass sich mit der Verantwortung von Expertinnen und Experten, dem Versagen der Wissenschaftskommunikation oder der Notwendigkeit einer „epistemischen Infrastruktur“ von Märkten befasst, mag hoffnungslos altmodisch erscheinen in einer Zeit, in der vielfach behauptet wird, dass Algorithmen uns zahlreiche Entscheidungen abnehmen werden, auf Gebieten, die von Einkaufsempfehlungen über Bewährungsentscheidungen bis hin zu Priorisierungsentscheidungen im Gesundheitswesen reichen. Daher muss sich eine "politische Theorie des Wissens" auch mit diesen neuen Herausforderungen beschäftigen. Wie Joseph Weizenbaum, einer der Pioniere der Künstlichen-Intelligenz-Forschung, schrieb: "Die Frage, welche Aufgaben wir an einen Computer delegieren können, ist letztlich die Frage, was wir einen Computer wissen lassen können" (1976, 72, meine Übersetzung).
Im zweiten, spezielleren Teil meines Vortrags wende ich mich deshalb der Frage zu, wie Algorithmen Entscheidungen treffen. Um wesentliche Eigenschaften algorithmischer Prozesse hervorzuheben, kontrastiere ich sie mit drei Schlüsselelementen - Pluralität, Natalität, Urteilskraft - im Denken Hannah Arendts. Indem ich Arendt etwas gegen den Strich lese, argumentiere ich, dass "Arendtsche Praktiken", in denen Menschen zusammenkommen, Argumente austauschen, Urteile bilden und Neues beginnen, nicht nur in der politischen Sphäre, sondern in zahlreichen sozialen Sphären zu finden sind. Wenn algorithmische Entscheidungsprozesse jedoch in mehr und mehr Lebensbereiche vordringen, könnten die Räume für solche "Arendtschen Praktiken" schrumpfen. Außerdem besteht die Gefahr, dass Algorithmen mit Entscheidungen beauftragt werden, für die sie ungeeignet sind. Die Reflexion des Kontrasts zu Arendts politischem Denken kann dazu beitragen, Kriterien dafür zu entwickeln, in welchen Bereichen algorithmisches Entscheiden sinnvoll ist und in welchen Bereichen die Entscheidungsfindung in menschlicher Hand bleiben sollte.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Herzog, Lisa (New York, NY, United States of America, 2024)
Citizen knowledge : markets, experts, and the infrastructure of democracy
Herzog, Lisa (New York, 2023)
Shifting categories of work : unsettling the ways we think about jobs, labor, and activities
Herzog, Lisa (Cambridge, 2021)
Old facts, new beginnings : thinking with Arendt about algorithmic decision-making
Herzog, Lisa (London, 2020)
Preface to the special issue on workplace democracy
Herzog, Lisa (2019)
Herzog, Lisa (Cambridge, 2019)
Herzog, Lisa (München, 2019)
Die Rettung der Arbeit : ein politischer Aufruf
Herzog, Lisa (2018)
Global trade with an epistemic upgrade