Barbara M. Hobson, Ph.D.
Professor (emer.) of Sociology
Stockholm University
Born in 1945 in Philadelphia, Pa., USA
Studied Sociology and History at Pennsylvania State University and at Boston University
Arbeitsvorhaben
The Widening Gap in Capabilities: a Multi-Dimensional Approach
Recent public debate and research have focused on the widening gap in inequalities across regions and countries and within societies. Whereas most of this research revolves around inequalities in income and wealth, I deepen and nuance this conversation by focusing on inequalities in capabilities with respect to transnational migration and integration, precarious employment, work-life balance, access to care, and diversities in agency inequalities.The specific aims are to provide conceptual models and strategies for socio-logical research with a more dynamic institutional analysis of 1) the salience of global institutions, processes, and actors that shape individual capabilities in European societies; 2) various dimensions of wellbeing that reveal the diversities in capabilities, such as gender, social class, ethnicity/race, age, family situation, citizenship and migrant status, and their intersections.
The project will expand my earlier analytical models operationalizing Sen's multi-dimensional, dynamic, agency-centered approach, integrating the macro-institutional contextual, meso-societal (civil society actors; community networks and public discourse), and individual experiential levels. Here, I seek to extend the theoretical borders and empirical applications of the capability approach 1) by elaborating the subjective/cognitive level of capabilities through two mechanisms shaping the conversion of capabilities to agency freedoms applied in my earlier studies: the sense of entitlement to make claims and perceived scope of alternatives; and 2) by incorporating complex dimensions of agency and capabilities emerging in multi-ethnic European societies related to citizenship, integration, and social membership.
Recommended Reading
Hobson, Barbara. "Gendered Dimensions and Capabilities: Opportunities, Dilemmas and Challenges." Critical Sociology. Advanced online publication, January 2017.
Hobson, Barbara and Susanne Fahlén. "Competing Scenarios for European Fathers: Applying Sen's Capability and Agency Framework to Work-Life Balance." The Annals of the American Academy of Political and Social Science 624 (2009): 214-233.
Hobson, Barbara. Recognition Struggles and Social Movements: Cultural Claims, Contested Identities, Power and Agency. Cambridge: Cambridge University Press, 2003.
Kolloquium, 06.02.2018
Wie wir uns Alternativen vorstellen können: Amartya Sens Ansatz der Verwirklichungschancen (capability) und Handlungsmöglichkeiten (agency)
Die aktuellen Debatten und Forschungen zu Ungleichheiten haben sich vor allem auf die wachsende Diskrepanz hinsichtlich der Vermögen und Einkommen in verschiedenen Regionen, Ländern und innerhalb einzelner Gesellschaften konzentriert. Sens Ansatz bietet einen großen, multidimensionalen theoretischen Rahmen, der sich unter vielen Gesichtspunkten mit Ungleichheiten in Bezug auf Handlungsmöglichkeiten befasst; hier habe ich insbesondere prekäre Lebens- und unsichere Beschäftigungsverhältnisse, Work-Life-Balance, Migration und soziale Zugehörigkeit und Missachtung untersucht. Für politische Soziologinnen wie mich bietet der Ansatz der Verwirklichungschancen, der von einem Wirtschaftswissenschaftler entwickelt wurde, einen theoretischen Raum, in dem ich mich mit den Varianten unterschiedlicher institutioneller und gesellschaftlicher Kontexte befassen kann und damit auch mit der Unterschiedlichkeit der Handlungsmöglichkeiten und der Verwirklichungschancen innerhalb dieser Kontexte, wenn man Geschlechtsidentität, Klassenzugehörigkeit, ethnische Zugehörigkeit, Behinderung, Familiensituation, Migrantenstatus und die Überschneidung dieser verschiedenen Aspekte berücksichtigt. Sens Begriffe der Handlungsmöglichkeit (agency) und der Wahl (choice) - Grundpfeiler seines Ansatzes - sprechen viele Forscherinnen und Forscher an, die dynamischere Theorien suchen. Anstatt danach zu fragen, wie sich Individuen in ihrem Handeln entschieden haben - also nach ihrer aktuellen Situation zu fragen -, wird in Sens Ansatz der Verwirklichungschancen die Frage gestellt, was Individuen wählen würden, wenn sie die Möglichkeit (capabilities, Verwirklichungschancen, Befähigung) zu alternativen Lebensweisen hätten, die ihr Wohlbefinden und ihre Lebensqualität steigern würden. Mein Titel "Wie wir uns Alternativen vorstellen können" spiegelt die Möglichkeiten wider, Veränderungen vorzunehmen und neue Lebensprojekte zu entwickeln; doch die Freiheit im Handeln, um solche Ziele zu erreichen, ist durch unseren individuellen, institutionellen und gesellschaftlichen/normativen Kontext begrenzt. Sens theoretischer Rahmen, insbesondere seine Begriffe von Handlungsmöglichkeit und Wahl, sind für die empirische Sozialforschung eine große Herausforderung. In meiner Forschung habe ich diese Herausforderung angenommen.
Ich habe Modelle entwickelt, die den theoretischen Rahmen der Verwirklichungschancen in die Komplexität und die Multidimensionalität auf mehreren Ebenen einpassen, in denen Handlungsmöglichkeiten verortet und eingebettet sind. Diese umfassen die Schichten des institutionellen und gesellschaftlichen Kontexts, nicht nur innerhalb des Nationalstaats (Gesetze, politische Strategien und sozialstaatliche Systeme (politisch-strategische Konfigurationen)), sondern auch über dem Staat (globale Prozesse, Akteure und Institutionen) und unterhalb der staatlichen Ebene - dazu gehören die Ebene der Unternehmen, Komponenten der Zivilgesellschaft, einschließlich der Interessensvertreter, soziale Bewegungen und Medien sowie die Rolle sozialer Normen. Ich habe zwei Mechanismen eingeführt, die die subjektiven Erfahrungsaspekte von Handlungsmöglichkeiten erfassen und als Dreh- und Angelpunkte der Verwandlung von Verwirklichungschancen in tatsächliche Errungenschaften fungieren - der wahrgenommene Spielraum an Alternativen (the perceived scope of alternatives) und das Gefühl der Berechtigung (the sense of entitlement), Rechte zu beanspruchen, ungerechte Praktiken infrage zu stellen und nach anderen Optionen zu suchen.
In meinem Vortrag beginne ich mit dem Warum, dem Was und dem Wie von Verwirklichungschancen. Dann präsentiere ich zwei konkrete Beispiele, wie ich den Ansatz der Verwirklichungschancen durch den Einsatz von zwei analytischen Modellen angewandt habe. In beiden Beispielen geht es um die Frage, in welchem Ausmaß institutionelle Kontexte die Möglichkeiten bei der Wahl von Alternativen beschränken oder erweitern können. Das erste basiert auf unserem neuesten "Buch Worklife Balance: The Agency and Capabilities Gap", in dem mehrere europäische Länder und Japan untersucht werden. Das zweite Beispiel, dem ich mehr Zeit widmen möchte, ist mein derzeitiges Projekt am Wissenschaftskolleg. Dabei geht es um transnationale Migranten, Märkte und Hausarbeit in Spanien und Schweden, zwei Gesellschaften, die sich in ihren Systemen - in Bezug auf Sozialstaatlichkeit, Migration und abhängige Beschäftigung - unterscheiden. In dieser Untersuchung, die noch nicht abgeschlossen ist, beschäftige ich mich vorrangig mit den Befähigungen, nach etwas zu streben (capabilities to aspire) in einer vulnerablen Gruppe mit schwachen Verwirklichungschancen.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Hobson, Barbara M. (Budapest, 2018)
Revisiting recognition and redistribution and extending the borders