Agnieszka Pufelska, PD Dr.
Kulturwissenschaften
Universität Hamburg
von September 2024 bis Februar 2025
Geboren 1973 in Sierpc, Polen
Dr. phil., Kulturwissenschaften, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Fellowship
Wissenschaftspreis der Stiftung Preußische Seehandlung - Fellow
Arbeitsvorhaben
Postpreußen: Von der Unfähigkeit, Abschied zu nehmen (Buchprojekt mit Felix Ackermann)
Die Rekonstruktion der preußischen Bauten in Potsdam und Berlin ist Ausdruck einer neuen Preußen-Renaissance in der Bundesrepublik. Welche historischen Kontinuitäten werden durch die ungebrochenen Verbindungslinien hergestellt? Und wie wird das Ende Preußens heute erzählt? Der Zusammenhang zwischen dem Untergang der preußischen Monarchie und dem Ende des Deutschen Reichs wird heute nicht als Vorgeschichte der Bundesrepublik verstanden. Während die meisten Deutschen die Zerstörung des Deutschen Reichs am Ende des Zweiten Weltkriegs als einen physischen Verlust erfahren hatten, blieb die formelle Auflösung Preußens durch einen alliierten Beschluss im Februar 1947 ein Papiertiger. Auf diese Weise blieb Preußen als bewusst gewählte historische Bezugsgröße und als unbewusst verinnerlichtes Muster in beiden 1949 gegründeten deutschen Staaten erhalten.Neue Perspektiven auf die preußische Geschichte wurden auch nach 1990 kaum eröffnet. Eine postpreußische Sehnsucht ist in der bundesdeutschen Gegenwart nicht zu übersehen. Die institutionellen Kontinuitätslinien, die in Ost und West neue Traditionen in einem ungebrochen positiven Preußenbild verbinden, belegen die Beobachtung, dass Preußen in der Wahrnehmung weiter Teile der deutschen Gesellschaft immer noch als ein positiver Referenzpunkt gilt. Dieses idealisierende Preußenbild beschwört den Kultur- und Reformstaat und lässt die Verschränkung der imperial-kolonialen Vergangenheit und ethnisch-kulturellen Vielfalt Preußens außen vor. Wir argumentieren aus postkolonialer Perspektive, dass es möglich ist, den Abschied von einem weitgehend widerspruchsfreien Preußenbild mit einer Neufokussierung der kolonialen Dimension preußischer Herrschaft zu verbinden. Ein bewusster Abschied vom idealisierten Umgang mit Preußen eröffnet die Möglichkeit, deutsche Gewaltgeschichte multiperspektivisch zu erzählen und an den von Preußen mitbewirkten Bruch in den Innenstädten Berlins und Potsdams zu erinnern.
Lektüreempfehlung
Pufelska, Agnieszka. Der bessere Nachbar? Das polnische Preußenbild zwischen Politik und Kulturtransfer (1764–1794). Berlin: De Gruyter Oldenbourg, 2017.
–. „The Polish-Jewish ‘Berlinertum’: Impact of Berlin’s Haskalah on the Polish Jews.“ In “Space” as a Category for the Research of the History of Jews in Poland-Lithuania 1500–1900, herausgegeben von Maria Cieśla und Ruth Leiserowitz, 117–129. Wiesbaden: Harrassowitz, 2022.
Oswalt, Philipp, und Agnieszka Pufelska, Hg. Der Geist von Potsdam: Preußisches Militär als Tradition und Erbe. Berlin: De Gruyter Oldenbourg, 2024.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Pufelska, Agnieszka ()
Vorstoss ins Innere ; 1 ; Vorstoss ins Innere : Streifzüge durch das Berliner Museum für Naturkunde Vorstoss ins Innere ; 1