Das Wissenschaftskolleg zu Berlin verleiht den Anna Krüger Preis für Wissenschaftssprache an Hedwig Richter
Die Historikerin Hedwig Richter erhält den neunten Anna Krüger Preis für Wissenschaftssprache. Dieser mit 20 000 Euro dotierte Preis zeichnet eine Wissenschaftlerin oder einen Wissenschaftler aus, die bzw. der „ein hervorragendes Werk in einer guten und verständlichen Wissenschaftssprache geschrieben hat“.
Hedwig Richter lehrt Neuere und Neueste Geschichte an der Universität der Bundeswehr in München. Sie arbeitet zur Geschichte Europas und der USA im 19. und 20. Jahrhundert; ihre Forschungsschwerpunkte sind Demokratie- und Diktaturforschung, Geschlechterforschung, Kirchengeschichte und die Geschichte der Migration.
Hedwig Richter studierte Geschichte, Germanistik und Philosophie an den Universitäten Heidelberg, Belfast und der Freien Universität Berlin, promovierte an der Universität zu Köln und habilitierte sich an der Universität Greifswald. Weitere berufliche Stationen waren Bielefeld, Heidelberg und das Hamburger Institut für Sozialforschung. Fellowships und Forschungsaufenthalte führten sie in die USA, nach Tschechien, Frankreich, Italien und in die Schweiz.
2017 legte sie mit Moderne Wahlen. Eine Geschichte der Demokratie in Preußen und den USA im 19. Jahrhundert (Hamburger Edition) eine provokative und breit rezipierte Studie der modernen Wahlen vor, in der sie unter anderem zeigt, dass Demokratie über lange Zeit ein Elitenprojekt war und dass das Wahlrecht in den USA vielfach nicht egalitärer oder demokratischer war als in den deutschen Ländern. Die Jury des Anna Krüger Preises lobt ihren Stil als „von souveräner Lässigkeit und Eleganz, kristallklar und anschaulich“. In der Begründung heißt es weiter: „Sie beherrscht verschiedene Stillagen, von akademisch bis populär, schreibt aber niemals trocken oder prätentiös. Leicht und scheinbar mühelos vermittelt sie historisch-politische Themen und scheut dabei auch nicht die eingängige und zugleich präzise Zuspitzung.“
Ihr jüngst erschienenes Buch Demokratie. Eine deutsche Affäre (C.H.Beck, August 2020) ist ein flammendes Plädoyer für eine Staatsform, die sich gerade durch die Krise und die stetige Erneuerung immer wieder verbessert und legitimiert.
Die Preisvergabe wird am 27. Oktober 2020 im Humboldt-Saal der Staatsbibliothek Unter den Linden stattfinden. Die Laudatio hält Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble.
Die Stifterin des Preises, Anna Krüger (1904–1991), war Professorin für Didaktik der Deutschen Literatur in Weilburg an der Lahn und in Gießen. Sie übertrug ihr Vermögen der Anna Krüger Stiftung im Wissenschaftskolleg, aus deren Einkünften regelmäßig eine Wissenschaftlerin oder ein Wissenschaftler ausgezeichnet wird, deren oder dessen Wissenschaftsprosa auch dem interessierten Laien komplizierte Zusammenhänge in einer anspruchsvollen und zugleich verständlichen Form erschließt.
Kontakt: Katharina Wiedemann, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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