Ausgabe 10 / Januar 2015
Zum Auftakt
von Katharina Wiedemann
Zehn Monate währt ein akademisches Jahr für Fellows des Wissenschaftskollegs. Zehn Monate, in denen sie einander in vielen Facetten kennenlernen. Viele dieser Facetten finden sich in den Texten zu diesjährigen Fellows, die mit dem Blick „von außen“, nämlich von Journalistinnen und Journalisten und in einem Fall von einem Fachkollegen, geschrieben sind.
Diese Portraitsammlung in Wort und Bild steht für die Vielfalt an Fellowpersönlichkeiten und Themen auch dieses Jahrgangs am Kolleg, dessen „innerstimmliche Glühfähigkeit“ (Sibylle Lewitscharoff) verlässlich Forschungsfunken fliegen lässt und ohne den das Kolleg nur ein kühles Gemäuer wäre. Wir hoffen, die Lektüre kann Ihnen vieles vom diesjährigen Funkenflug vermitteln.
Sianne Ngai – auf unserem Titel abgebildet – ist Professorin der Literaturwissenschaft an der Stanford University. In ihren Forschungen zur zeitgenössischen Kultur kommt sie zur Bildung gänzlich neuer ästhetischer Kategorien: zum Beispiel cute oder zany. Und sie beschreibt den engen Zusammenhang dieses Sprachgebrauchs mit dem Wandel in der Konsumkultur, namentlich dem Vormarsch des Gimmicks.
Paul Schmid-Hempel, Evolutionsbiologe an der ETH Zürich und Permanent Fellow des Kollegs, hat sich der Erforschung von Parasiten und ihrer Bedeutung für die Evolutionsgeschichte verschrieben.
Tsering Gyalpo ist Religionswissenschaftler in Lhasa, Weirong Shen Tibetologe in Peking und Guntram Hazod Sozialanthropologe in Wien. Sie bilden gemeinsam die Schwerpunktgruppe Tibetische Genealogien und erforschen diese mit den unterschiedlichen Werkzeugen ihres Herkommens.
Michel Chion ist dreierlei: Tonforscher, Filmwissenschaftler und Komponist. Er schreibt über Stanley Kubrick und Jacques Tati, schafft Stücke, die der musique concrète zuzuordnen sind, und kommt, wie in unserem Portrait sichtbar wird, bei allem doch immer wieder auf das Verhältnis von Ton, Stimme und Bild zurück.
David Halperins Bücher zur Begriffsgeschichte und Geschichte der Homosexualität zeigen, dass er als Gräzist begonnen hat. Ihm ist es ein Anliegen, den Begriff des Eros von der Konzentration auf die Sexualität, die die Moderne mit sich brachte, zu befreien.
Am Pfingstwunder schließlich, ihrem nächsten Roman, arbeitet die Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff. Dass es ihr im Kolleg behagt und gefällt, auch und weil es ihren Beobachtungen zufolge bisweilen wundersam zugeht, mag ihr Text andeuten.
Alle Portraits dieses Hefts – sowie Informationen zu allen Fellows und ihren Forschungen – finden Sie auch auf Deutsch und Englisch auf der Website des Wissenschaftskollegs: wiko-berlin.de/wikothek