Zeitschrift für Ideengeschichte
Idioten
Heft IV/2 Sommer 2010
Clark, Sommer, Košenina, Holbein, Lepenies, Krass
Die Zeitschrift für Ideengeschichte widmet Ihre Sommer-Ausgabe einer geistig etwas absonderlichen Figur - dem Idioten. Heute hat der Idiot einen schlechten Leumund und ist aus der Universität weitgehend verschwunden. Dabei waren es in der Ideengeschichte nicht selten, als Käuze und Narren verspottete gelehrte Einzelgänger, von denen massgebliche Anregungen und Provokationen ausgingen. Der Thementeil spürt Aufstieg und Fall dieser für die Ideengeschichte emblematischen Figur nach - von dem griechischen idiotes bis zur Gruppenuniversität von heute.
In einem Essay im freien Teil erzählt Wolf Lepenies die Geschichte des Positivismus neu - indem er die Bildermacht von dessen Gründungsvater Auguste Comte offenlegt. Urte Krass widmet sich in einem faszinierenden Denkbild den ikonologischen Techniken eines heiligen Märtyrers: Padre Pio und die Fotografie. In der Rubrik Archiv wird ein Gespräch mit dem Romanisten Hans Robert Jauss (1921-1997) in der deutschen Originalfassung wiedergegeben über das deutsche Projekt der Hermeneutik - fünfzig Jahre nach dem Erscheinen von Gadamers "Wahrheit und Methode". Besprechungen gewichtiger Sachbücher runden die Nummer ab.
Die Redaktion wünscht vergnügliche und kurzweilige Lektüre!
Zum Thema
Warren Breckman, Jost Philipp Klenner, Wolfert von Rahden: Zum Thema
Idioten
Andreas Urs Sommer: Kurze Geistesgeschichte des Idioten
William Clark: Also sprach Wagner. Von faustischen Narren zu Wissenschaftsidioten
Alexander Košenina: Gelehrte Narren. Verteidigung des unverwalteten Denkens
Christian Driesen: Wie Deleuze den Idioten gibt
Friederike Horstmann: Italienische Idiotenrevue
Ulrich Holbein: Hamlet-Imitator, Möchtegern-Myschkin und Fulltime-Abschaffel
Essay
Wolf Lepenies: Gut begründete Zeichen. Die Bildstrategien der positivistischen Bewegung
Denkbild
Urte Krass: Kontrollierter Gesichtsverlust. Padre Pio und die Fotografie
Archiv
Hans Robert Jauß: Im Labyrinth der Hermeneutik. Ein Gespräch vor achtzehn Jahren
Konzept & Kritik
Jan Eike Dunkhase: Sonderweg ins Morgenland. Suzanne Marchands große Geschichte der deutschen Orientalistik
Sabine Doering: Klassikbedarf gedeckt
Martin Laube: Arbeit an der Entmythologisierung. Rudolf Bultmanns Theologie zwischen den Fronten
Die Autorinnen und Autoren