Sibylle Lewitscharoff
Schriftstellerin
Berlin
Geboren 1954 in Stuttgart; verstorben 2023 in Berlin
Studium der Soziologie und Religionswissenschaften an der Freien Universität Berlin
Arbeitsvorhaben
"Das Pfingstwunder" (Roman)
Der Roman spielt in Rom im Jahre 2013. Danteforscher und Danteübersetzer aus verschiedenen Ländern sind an Pfingsten zu einem Kongress in Rom zusammengekommen. Über die entgeisterten Danteforscher bricht ein neues Pfingstwunder herein. Sie reden, sie schwatzen nun urplötzlich "in Zungen".Aber damit nicht genug. (Obwohl das schon ziemlich viel ist.) Hintereinander weg klettern sie auf die Fensterbretter des großen römischen Saals und fliegen himmelwärts - auf und davon. Ein Mann, ein deutscher Danteforscher, ist nicht mitgeflogen. Er ist der Zeuge, der von dem Wunder erzählt.
Ziel ist es, die komplexe Materie der Danteforschung und der Vielfalt an Übersetzungen der Commedia auf eine Weise im Roman unterzubringen, dass auch der Leser, der kein Dantekenner ist, sein Vergnügen daran hat, ohne allzu banal mit dem Stoff zu verfahren (und ohne dass die Danteforscher die Stirnen in Falten legen müssen).
Warum Rom? Warum nicht Florenz oder Ravenna als Ort der Tagung? Weil das irdische Rom mit all seinen Verfehlungen das Kehrbild des Himmlischen Jerusalem ist, das sich gewissermaßen in großer Ferne darüber wölbt.
Lektüreempfehlung
Lewitscharoff, Sibylle. Blumenberg. Roman. Berlin: Suhrkamp, 2011.
-. Apostoloff. Roman. Frankfurt: Suhrkamp, 2009.
-. Consummatus. Roman. München: Deutsche Verlags-Anstalt, 2006.
Kolloquium, 28.10.2014
Dante/Pfingstwunder
Ein internationaler Kongreß findet in Rom statt. Dante-Forscher aus verschiedenen Ländern, aus allen Kontinenten sind angereist, um sich drei Tage lang mit der "Divina Commedia" zu befassen. Die Stimmung ist gut, man tagt in einem spektakulären Saal auf dem aventinischen Hügel, in der Residenz des Malteser-Ordens mit Blick auf die Stadt Rom. Die Forscher sind beschwingt, Satzteile von Übersetzungen aus den verschiedenen Sprachen schwirren hin und her.
Die Stimmung ist aber nicht nur übermütig, allmählich kommt ein heiteres Schwadronieren auf, das sich in dem Augenblick zu einem crescendo steigert, in dem die Glocken des Vatikan beginnen, das Pfingstfest einzuläuten.
Spätestens dann geraten die Forscher außer sich, einige steigen auf die Tische und beginnen feurig die Verse Dantes zu deklamieren. Und es beginnt ein neues Pfingstwunder von ihnen Besitz zu ergreifen, allerdings auf eine verdrehte Art (die Danteforscher sind ja auch keine Apostel, dazu ausersehen, die Botschaft des Evangeliums in verschiedenen Sprachen zu verkünden). Es ist vielmehr so, daß nunmehr ein Russe einen Chinesen versteht, ohne daß er Chinesisch je gelernt hätte, oder ein Japaner urplötzlich des Griechischen mächtig wird, wiewohl er bisher kein Wort in dieser Sprache beherrschte.
So viel sei noch verraten: das Ganze treibt auf einen extremen Höhepunkt zu. Dreiunddreißig Forscher verschwinden und bleiben unauffindbar, ebenso drei Leute vom Personal. Ein Mann ist noch da. Er ist der Erzähler - Clemens Ellwanger.
Publikationen aus der Fellowbibliothek
Lewitscharoff, Sibylle (Marbach am Neckar, 2016)
Im Labyrinth der Kreise : aus einer Dante-Roman-Werkstatt Marbacher Magazin ; 154
Lewitscharoff, Sibylle (Berlin, 2016)
Das Pfingstwunder : Roman Das Pfingstwunder
Lewitscharoff, Sibylle (Berlin, 2014)
Vom Guten, Wahren und Schönen : Frankfurter und Zürcher Poetikvorlesungen Edition Suhrkamp ; 2649
Lewitscharoff, Sibylle (2013)
Ich versus Wider-Ich : so kläglich kann man nicht einschlafen!
Lewitscharoff, Sibylle (London, 2013)
Apostoloff Apostoloff. <engl.>
Lewitscharoff, Sibylle (Berlin, 2013)
Pong redivivus Insel-Bücherei ; 1383
Lewitscharoff, Sibylle (Göttingen, 2013)
Ortlose Mitte : das Ich als kulturelle Hervorbringung