2020/2021

Jan-Werner Müller, D.Phil (Oxon.)

Roger Williams Straus Professor of Social Sciences

Princeton University

Geboren 1970 in Bad Honnef, Deutschland
Studium der Volkswirtschaftslehre und Geschichte am University College London und der Politikwissenschaft an der University of Oxford und der Princeton University

Arbeitsvorhaben

Die kritische Infrastruktur demokratischer Politik

Seit Ende des achtzehnten Jahrhunderts setzte sich die Erkenntnis durch, dass die repräsentative Demokratie nur dann funktioniert, wenn es vermittelnde Institutionen gibt, vor allem politische Parteien und professionelle Medien. Sie bildeten eine Art kritische Infrastruktur der Demokratie. Heute heißt es allenthalben - und zu Recht -, beide Institutionen seien in der Krise oder zumindest einem tiefgreifenden Strukturwandel unterworfen. Ich stelle die Frage nach den genauen Funktionen dieser beiden Institutionen aus historischer, sozialwissenschaftlicher und, nicht zuletzt, normativer Sicht noch einmal neu. Ziel ist es dabei letztlich, eine zeitgemäße Form politischer Infrastruktur zu skizzieren.

Lektüreempfehlung

Müller, Jan-Werner. Was ist Populismus? Berlin: Suhrkamp, 2016. Englisch: What is Populism? Philadelphia: University of Pennsylvania Press, 2016.
-. Das demokratische Zeitalter: Eine politische Ideengeschichte Europas im 20. Jahrhundert. Berlin: Suhrkamp, 2013. Englisch: Contesting Democracy: Political Ideas in Twentieth-Century Europe. New Haven, CT: Yale University Press, 2011.
-. Ein gefährlicher Geist: Carl Schmitts Wirkung in Europa. 2. Aufl. Darmstadt: WBG, 2011. Englisch: A Dangerous Mind: Carl Schmitt in Post-War European Thought. New Haven, CT: Yale University Press, 2003.

Kolloquium, 06.10.2020

Die kritische Infrastruktur der Demokratie: Zu einer Neubeurteilung vermittelnder Institutionen

Allenthalben heißt es, Demokratie sei in der Krise. Spezifischer heißt es, Institutionen, die seit dem neunzehnten Jahrhundert als unverzichtbar für das Funktionieren repräsentativer Demokratie galten - politische Parteien und freie Medien - machten eine Krise oder zumindest einen tiefen Strukturwandel durch. Uns fehlen offenbar die normativen Kriterien zur Beurteilung dieser Prozesse. In meinem Vortrag mache ich Vorschläge, wie diese Kriterien aussehen sollten. Darüber hinaus mache ich einen Vorschlag, wie die kritische Infrastruktur der Demokratie wirklich in die Hände der Bürgerinnen und Bürger gelegt werden kann.