Schwerpunktgruppe 2015/2016
Schmerz
Schmerz ist ein komplexes Phänomen, das wir immer noch nicht vollständig verstehen. Er ist ein Anpassungsprozess, der uns hilft, uns vor Verletzungen zu schützen. Man geht allgemein davon aus, dass der Schmerz beim Menschen eine „unangenehme sensorische und emotionale Erfahrung“ ist, „die mit einer tatsächlichen oder potenziellen Beschädigung eines Körpergewebes einhergeht“. Aber wie steht es um den Schmerz bei Tieren? Während die meisten von uns bereitwillig zugestehen, dass andere Personen Schmerz und das damit verbundene Leid empfinden und erfahren, sprechen einige Menschen Tieren solche Fähigkeiten nur zögerlich zu, insbesondere wenn es um Tiere geht, die uns ganz fremd sind, wie etwa Fische. Teilweise hängt das damit zusammen, dass das Zugeständnis einer Fähigkeit zum Leiden bei Tieren zur Folge hat, dass man sie auch als fühlende Wesen betrachten muss, die sich ihrer Empfindungen bewusst sind – eine Fähigkeit, die sich nur schwerlich stichhaltig beweisen lässt. Wir mögen noch bereit sein, Menschenaffen die Fähigkeit eines Bewusstseins zuzusprechen, vielleicht noch anderen Säugetieren, aber wir fühlen uns unbehaglich, wenn wir in diesem Zusammenhang auch über Amphibien oder Fische nachdenken. Diese Schwerpunktgruppe bringt Forscherinnen und Forscher aus verschiedenen – sowohl naturwissenschaftlichen also auch geisteswissenschaftlichen – Fachrichtungen zusammen, um entscheidende Leerstellen in unserem derzeitigen Verständnis des Tierbewusstseins und der Fähigkeit zur Schmerzempfindung und zum Leiden zu thematisieren.
Victoria Braithwaite
Köpfe und Ideen 2016
Am Beispiel des Fischs. Was wissen wir vom Schmerz der Tiere?
ein Porträt von Victoria A. Braithwaite, Daniel M. Weary, Paula Droege von Sonja Kastilan